Am kommenden Donnerstag, den 18.09.2014, wird Band 41 der “Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau” vorgestellt (Einladung zur Buchvorstellung). Der von Heinz Krieg, Frank Löbbecke
und Katharina Ungerer-Heuck herausgegebene Band widmet sich Geschichte
und Baugeschichte der Freiburger Kartause St. Johannisberg in
vergleichender Perspektive und geht auf die Tagung “Die Freiburger
‘Kartaus’ und die Umnutzung ehemaliger Klosteranlagen” im April 2011
zurück (Tagungsbericht).
Anlass für die Tagung war die bevorstehende, damals noch unbekannte
Umnutzung der Freiburger Kartause, die “nach der Aufhebung des Klosters
im Zuge der Josephinischen Reformen (1782) zunächst als Adelssitz und
von 1895 bis 2008 als Alten- und Pflegeheim genutzt” wurde.1 Mittlerweile, restauriert, umgebaut und erweitert wird dort in diesem Herbst das erste United World College (UWC) der Robert-Bosch-Stiftung in Deutschland den Lehrbetrieb aufnehmen.”2
Das Buch (Inhaltsverzeichnis) ist in drei Teile gegliedert. Ein erster mit “Allgemeines” betitelter Teil versammelt Beiträge zur Geschichte der Kartäuser im Mittelalter. James Hogg beleutet “Ordens- und Ideengeschichte der Kartäuser”, Hermann Josef Roth nimmt die Gründungssituationen mittelalterlicher Kartausen im Vergleich mit Zisterziensergründungen in den Blick, die Bauingeneurin Elke Nagel stellt verschiedene architektonische Konzepte des karthusianischen Zellenhauses vor4 und der mittlerweile verstorbene Sönke Lorenz zeigt die Ausbreitung der Kartausen unter besonderer Berücksichtigung der von Bern bis Flandern reichenden Provincia Rheni.
VORWORT- 7 Heinz Krieg, Frank Läbbecke und Katharina Ungerer-Heuck
TAGUNG Begrüßung Thomas Zotz - 11
Grußwort Klemens Ficht - 13
1. ALLGEMEINES
Ordens- und Ideengeschichte der Kartäuser: Spiritualität und Klosterleben ]ames Hogg - 17
Gründungssituation mittelalterlicher Kartausen Hermann]osef Roth - 25
Das Zellenhaus der Kartäuser und seine Übersetzung in die moderne Minimalwohnung Elke Nagel - 35
Die Provincia Rheni Sänke Lorenz (t) - 43
I1. DIE FREIBURGER KARTAUSE
Die Gründungsphase der Freiburger Kartause Heinz Krieg - 53
Die Freiburger Kartause Sankt Johannisberg im Jahre 1775 Frank Läbbecke - 61
Die Glasmalereien für die Freiburger Kartause und ihre Stifter. Künstlerische Innovation unter Gregor Reisch, Hans Baldung und Hans Gitschmann Daniel Parello - 75
TAGUNG Begrüßung Thomas Zotz - 11
Grußwort Klemens Ficht - 13
1. ALLGEMEINES
Ordens- und Ideengeschichte der Kartäuser: Spiritualität und Klosterleben ]ames Hogg - 17
Gründungssituation mittelalterlicher Kartausen Hermann]osef Roth - 25
Das Zellenhaus der Kartäuser und seine Übersetzung in die moderne Minimalwohnung Elke Nagel - 35
Die Provincia Rheni Sänke Lorenz (t) - 43
I1. DIE FREIBURGER KARTAUSE
Die Gründungsphase der Freiburger Kartause Heinz Krieg - 53
Die Freiburger Kartause Sankt Johannisberg im Jahre 1775 Frank Läbbecke - 61
Die Glasmalereien für die Freiburger Kartause und ihre Stifter. Künstlerische Innovation unter Gregor Reisch, Hans Baldung und Hans Gitschmann Daniel Parello - 75
Der Kuchelgarten der Freiburger Kartaus Eva-Maria Schüle - 97
Die Freiburger Kartause und die Universität Dieter Mertens - 101
Gregor Reisch und seine ,Margarita philosophica' Felix Heinzer - 113
In. VERGLEICHE
Freiburg, eine der wichtigsten Kartausen für Ittingen. Über Prioren, Mönche und einige Kunstwerke Margrit Früh - 129
Die Kartause Ittingen und ihre Neubelebung ]ürg Ganz - 139
Der fast gebaute Turm - eine Besonderheit beim Bau der Basler Kartäuserkirche Daniel Reicke - 145
Die Kartause Allerengelberg in Schnals - Nutzung und Pflege eines Kulturdenkmals Helmut Stampfer - 149
TRANSKRIPTIONSTEIL
Sachverständigengutachten zur Kartause von 1775 - 155
BILDNACHWEIS - 165
Die Freiburger Kartause und die Universität Dieter Mertens - 101
Gregor Reisch und seine ,Margarita philosophica' Felix Heinzer - 113
In. VERGLEICHE
Freiburg, eine der wichtigsten Kartausen für Ittingen. Über Prioren, Mönche und einige Kunstwerke Margrit Früh - 129
Die Kartause Ittingen und ihre Neubelebung ]ürg Ganz - 139
Der fast gebaute Turm - eine Besonderheit beim Bau der Basler Kartäuserkirche Daniel Reicke - 145
Die Kartause Allerengelberg in Schnals - Nutzung und Pflege eines Kulturdenkmals Helmut Stampfer - 149
TRANSKRIPTIONSTEIL
Sachverständigengutachten zur Kartause von 1775 - 155
BILDNACHWEIS - 165
Das Buch (Inhaltsverzeichnis) ist in drei Teile gegliedert. Ein erster mit “Allgemeines” betitelter Teil versammelt Beiträge zur Geschichte der Kartäuser im Mittelalter. James Hogg beleutet “Ordens- und Ideengeschichte der Kartäuser”, Hermann Josef Roth nimmt die Gründungssituationen mittelalterlicher Kartausen im Vergleich mit Zisterziensergründungen in den Blick, die Bauingeneurin Elke Nagel stellt verschiedene architektonische Konzepte des karthusianischen Zellenhauses vor4 und der mittlerweile verstorbene Sönke Lorenz zeigt die Ausbreitung der Kartausen unter besonderer Berücksichtigung der von Bern bis Flandern reichenden Provincia Rheni.
Der zweite Teil widmet sich der Geschichte der Freiburger Kartause
und sei hier etwas ausführlicher vorgestellt. Heinz Krieg geht auf die
Gründungsphase der 1345 vom Freiburger Bürger Johannes Snewlin, genannt
„der Gresser“, gestifteten Kartause ein und hebt hervor, dass weniger
die finanzielle Grundausstattung, sondern die „institutionelle
Einbindung“ der Stadt und deren Führungsschichten in Snewlins Testament
der Kartause langfristig zum Erfolg verhalf. Den bauhistorischen Zustand
der Kartause kurz vor deren Aufhebung nimmt Frank Löbbecke anhand eines
von ihm transkribierten Sachverständigengutachtens von 1775
(Transkription S. 155-163)5 in den Blick.
Daniel Parello widmet sich den zwischen 1512 und 1525/1530
entstandenen Glasfenstern der Kartause, unter denen insbesondere die
nach Konzepten von Hans Baldung Grien von der Freiburger Werkstatt des
Hans Gitschmann gefertigten großen Kartausscheiben herausragen. Zwar
sieht Parello im damaligen Prior Gregor Reisch “die Schlüsselfigur des
Projekts”, macht aber aufgrund der Analyse heute teilweise verlorener
Stifterinschriften deutlich, dass die Glasscheiben vom Kaiser,
auswärtigen Adligen, aber auch von Stadtrat, Bürgern, Geistlichen und
Universitätsgelehrten gestiftet wurden.6
Eva-Maria Schüle nimmt den “in einzigartiger Weise erhalten
gebliebenen” Küchengarten der Freiburger Kartause und dessen Bepfanzung
in den Blick. Dieter Mertens behandelt die Verbindungen der Freiburger
Kartause zur Universität. Obwohl die Universität als “Institution des
Redens” eigentlich einen Gegensatz zum auf Schweigen ausgerichteten
Ordensideal der Kartäuser dargestellt hätte, bestanden – so Mertens –
enge Beziehungen zwischen Freiburger Kartause und Universität.7
Erstens studierten Mönche und Prioren vor ihrem Ordenseintritt häufig
an der Freiburger Universität, zweitens sind zahlreiche Stiftungen
Freiburger Universitätsangehöriger für die Kartause überliefert und
drittens konnte sich die Kartause unter den Prioren Johannes Keßlin
(1475-1486) und Gregor Reisch (1501-1525) “institutionellen Einfluss”
bei den beiden ältesten Freiburger Studienhäusern, der Domus Carthusiana und dem Collegium Sapientiae,
sichern. Felix Heinzers Beitrag untersucht Gregor Reisch (ca.
1467-1525), den bekanntesten Freiburger Prior, und insbesondere dessen
Enzyklopädie ‘Margarita philosophica’. Heinzer beleuchtet Reischs Rolle
als Berater für die Hieronymus-Ausgabe des Basler Druckers Johannes
Amerbach und kann eine Handschrift der Freiburger Universitätsbibliothek
mit Exzerpten aus Augustins De civitate dei als Autograph
Reischs einordnen und so neue Perspektiven auf die Arbeitsweise Reischs
werfen, da sich die exzerpierten Stellen als Zitate im Text der Margarita wiederfinden.8
Der dritte Teil des Buches betrachtet in vergleichender Perspektive
Geschichte und architektonische Neubelebung anderer Kartausen. Margrit
Früh behandelt die jahrhundertelangen engen Beziehungen der Kartausen
Freiburg und Ittingen und macht deutlich, dass ca. 10 Prozent der
Ittinger Mönche aus Freiburg kamen und die Freiburger Kartause nach
Plünderung und Krieg die Ittinger Kartause wiederholt finanziell sowie
mit Büchern unterstützt hat. Die Neubelebung der Ittinger Kartause zum
Museum und Kulturzentrum ist Thema des Beitrags von Jürg Ganz, während
Helmut Stampfer sich der Renovierung und Nutzung der Kartause
Allerengelberg (Schnals, Südtirol) widmet. Zuletzt erweitertet Daniel
Reicke die auf der Tagung gehaltenen Beiträge um einen Artikel zum “fast
gebauten Turm” der Basler Kartause.
Zusammen mit den im Rahmen des Umbaus zum United World College erfolgten Grabungen9
wird der vorliegende Band wichtige neue Perspektiven auf die Geschichte
der Freiburger Kartause werfen und hoffentlich dazu animieren, dass die
Beschäftigung mit Geschichte und Baugeschichte der Freiburger Kartause
in den nächsten Jahren anhält und so beispielsweise Themen wie die
Beziehungen der Kartause zu den städtischen Führungsschichten und der
wirtschaftliche Aufstieg im 14. und 15. Jahrhundert oder die Geschichte
der Kartause in der Barockzeit mit dem großangelegtem Umbau ins
Blickfeld der Forschung geraten.
- Vgl. die Ankündigung des Buches auf den Seiten des Stadtarchivs Freiburg.
- Für Bilder der An- und Umbauten vgl. die Fotostrecke der Badischen Zeitung “Freiburger UWC in den letzten Zügen” (16.09.2014).
- Vgl. bisher: Clemens Joos, Gelehrt sind ihre Väter und fromm. Zur Geschichte der Freiburger Kartause, in: 1000 Jahre Wiehre. Ein Almanach 1008-2008, Freiburg 2007, S. 71–81; Karl Suso Frank, Die Anfänge der Freiburger Kartause, in: Freiburger Diözesanarchiv 99 (1979), S. 69–93; Karl Suso Frank, Das Ende der Freiburger Kartause, in: Cistercienser Chronik 87 (1980), S. 23–25 und Dieter Mertens, Zum Buchbesitz der Kartause “Mons Sancti Johannis” bei Freiburg im Breisgau, in: Bücher, Bibliotheken und Schriftkultur der Kartäuser. Festgabe zum 65. Geburtstag von Edward Potkowski, hg. von Oliver Auge/Robert Zagolla/Sönke Lorenz (Contubernium 59), Stuttgart 2002, S. 65–81.
- Vgl. dazu auch ihre Dissertation: Elke Nagel, Die Klausur der Kartäuser (Analecta Cartusiana 297), Salzburg 2013.
- Erzbischöfliches Archiv Freiburg, B 23/49a.
- Zitat S. 83.
- Zitat S. 102.
- Universitätsbibliothek Freiburg, Hs. 666, dazu Heinzer, S. 121-123.
- Eine Auswertung ist noch nicht erschienen vgl. bisher Bertram Jenisch/Judith Kirchhofer, Die Kartause – Bildung und Spiritualität vor den Toren der Stadt Freiburg: Stadt Freiburg im Breisgau, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg (2012), S. 293–297 sowie zahlreiche Artikel in der Badischen Zeitung: Simone Höhl, Fund durchkreuzt Bauplan (20.09.2012); Simone Höhl, Archäologen bergen Mönchsgebeine in der Freiburger Kartaus (08.01.2013); Simone Höhl, Freiburger Kartaus: Bautrupps legen mit Um- und Neubau los (26.03.2013); Simone Höhl, Neue Erkenntnisse durch alte Knochen (19.02.2014); Simone Höhl, Was Funde und Knochen aus der Kartaus erzählen (30.08. 2014) (letzter Abruf für alle: 16.09.2014).
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